Selbst ist die Braut

The Proposal

Komödie, USA 2009, 107 Min., ohne Alters­beschränkung

Bild: © Touchstone Home Entertainment

Inhalt

Wie ein Lauffeuer verbreitet sich die Nachricht durch das gesamte Stockwerk: „Sie ist hier!“ Sie ist die härteste Chefin seit Miranda Priestly: Sobald die gefürchtete Verlagslektorin Margaret Tate an der Tür gesichtet wird, lassen die Mitarbeiter alles stehen und liegen und gehen an ihren Computern in Deckung. Der Einzige, der bei diesem morgendlichen Unterwerfungsritual einigermaßen die Nerven behält, ist Miss Tates duldsamer Sekretär – pardon: Assistent Andrew Paxton. Als sie quasi im Vorbeigehen den Pressesprecher des Unternehmens feuert, steht er ihr wie so oft diskret, aber peinlich berührt zur Seite – temporeiches Business as usual.

Kurz darauf wird Margaret in die Chefetage zitiert, und heute geht es nicht um die Verkaufszahlen ihres neuen Starautors oder eine weitere Gehaltserhöhung. Sie verliert nicht nur ihren hochdotierten Job, sondern auch ihr Zuhause: Die Kanadierin Margaret hat schlicht versäumt, ihr Visum rechtzeitig verlängern zu lassen, und soll aus den USA ausgewiesen werden. Als Andrew wie vereinbart erscheint, um sie unter einem Vorwand aus dem lästigen Meeting zu erlösen, hat Margaret die rettende Eingebung: Strahlend eröffnet sie dem Vorstand, dass sie und Andrew bald heiraten werden. Ihrem „Verlobten“ verschlägt es glatt die Sprache. Protest wäre ohnehin zwecklos: Wenn er seiner Chefin nicht zu Willen ist, wird auch Andrew seinen Job los. Notgedrungen dreht er den Spieß um und sagt Ja – mit der Auflage, dass Margaret endlich den großartigen Roman verlegt, den er ihr immer wieder vergeblich empfohlen hat. Und dann hat er noch ein, zwei weitere Bedingungen, bis der Deal besiegelt ist. Doch damit fangen die Probleme erst an.

Ein Blick auf das „glückliche Paar“ genügt, und der Beamte bei der New Yorker Einwanderungsbehörde weiß, dass er es mit einer Scheinehe zu tun hat. Prompt droht er an, Margaret und Andrew auf Herz und Fakten zu überprüfen. Um ihre Beziehung halbwegs glaubwürdig zu machen, muss Margaret schnellstens die Familie ihres Zukünftigen kennen lernen. Beim 90. Geburtstag seiner Großmutter will Andrew die Verlobung bekannt geben. Der Haken: Die Paxtons residieren in Sitka, Alaska. Für die Großstadtpflanze Margaret kommt das einem Ausflug zum Nordpol gleich. Obwohl sie betont cool bleibt und auf ihren High Heels kaum über den Bootssteg kommt, schließen Andrews Mutter Grace und die rüstige Großmama Annie sie sofort ins Herz. Andrews Verhältnis zu seinem Vater Joe, dem zu Margarets Überraschung anscheinend der halbe Ort gehört, ist eher unterkühlt: Offenbar hatte Mr. Paxton große Pläne für seinen einzigen Sohn und kein Verständnis dafür, dass Andrew den Familienbetrieb im Stich gelassen hat. Doch das alles interessiert Margaret nicht. Sie ist viel zu sehr damit beschäftigt, den Wochenendtrip in die „Wildnis“ so ladylike wie möglich durchzustehen – und sich das flauschige Haushündchen vom Leib zu halten.

Nach der Begrüßungsparty (und dem ersten distanzierten Kuss) wird das junge Glück selbstverständlich in einem gemeinsamen Schlafzimmer untergebracht – und tut alles, um sich bloß nicht näherzukommen. Andrew nächtigt, ganz Gentleman, auf dem Fußboden, während Margaret den Begriff „Schönheitsschlaf“ wörtlich nimmt. Das Theater funktioniert tatsächlich. Grace und Granny Annie Paxton sind nicht mehr zu halten: Da die Kinder schon mal da sind – warum nicht sofort heiraten? Noch dieses Wochenende, an Großmutters Ehrentag!

Entnervt lässt Margaret den Junggesellinnen-Abschied über sich ergehen, schräg-provinzieller Männer-Striptease inklusive. Doch spätestens als sie Granny im Wald bei einem kuriosen „Fruchtbarkeits-Ritual“ ertappt, bröckelt Margarets unnahbare Fassade. Und als die alte Dame der Braut dann auch noch ihr eigenes Hochzeitskleid vermacht, verliert Margaret beinahe die Fassung: Angesichts von so viel Herzlichkeit und Zuneigung regen sich ihre eigenen lange verdrängten Gefühle – und ihr schlechtes Gewissen. Aber jetzt gibt es kein Zurück mehr – allein schon, um die Familie nicht zu verletzen. Oder doch?

Auch Andrew findet seine erpresserische Chefin immer sympathischer. Doch am Abend vor der Trauung nimmt Joe Paxton seinen Sohn beiseite und bittet ihn um ein Gespräch unter vier Augen. Oder besser: sechs. Denn im Haus wartet, mit triumphierendem Grinsen, ein ungebetener Hochzeitsgast auf den Bräutigam: Es ist der Beamte von der Einwanderungsbehörde ...