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Kritik
Steven Spielbergs Kriegs-Drama „Gefährten“ erzählt eine rührende und zugleich erschreckend ernste Geschichte über wahre Freundschaft zwischen Mensch und Tier und über die Schrecken des „Großen Krieges“.
Kurz vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges ersteht die Familie Narracott einen launischen Hengst. Doch der Gaul bringt der Familie nichts ein – er ist nicht mal eine Hilfe beim Umackern. Doch Albert, der Sohn des Ehepaars Narracott, hat mit Joey, wie er ihn genannt hat, bereits Freundschaft geschlossen und möchte das Pferd nicht so einfach wieder hergeben – und schon gar nicht, um daraus Leberkäse zu machen ...
Als dann aber der Krieg ausbricht wird Joey an das Militär verkauft – die Narracotts können jeden Penny gebrauchen. Für Joey beginnt nun eine lange Reise quer durch Europa, bei der er mehrmals die Front wechseln muss. Der rüstige Hengst befördert nicht nur Offiziere und Verletzte, sondern bereitet zwischendurch auch einem kleinen Mädchen viel Freude und verhilft zwei deutschen Soldaten zur Flucht – auch wenn diese dann tragisch ausgeht.
Albert kann den Verlust seines Pferdes jedoch nicht so einfach hinnehmen. Als er endlich volljährig ist, schreibt er sich bei der britischen Armee ein, um an die Front zu kommen und dort nach Joey zu suchen – doch der Einsatz im Militär ist schwieriger als gedacht und Joey hat bereits selbst die Initiative ergriffen, seinen Freund zu finden ...
Steven Spielberg ist wohl einer der größten Geschichtenerzähler im Filmbusiness unserer Zeit – man denke nur an „E. T. – Der Außerirdische“, die „Indiana Jones“-Reihe, „A.I. – Künstliche Intelligenz“, „Jurassic Park“ ... Bei „Gefährten“ führt er diesen Erfolg weiter – der Film ist eine durchdachte Geschichte, die auf einerseits rührende andererseits möglichst authentische Weise erzählt wird. Die Story an sich basiert auf dem Kinderroman „Schicksalsgefährten“ des Autors Michael Morpurgo von 1982, der auch bereits als Theaterstück adaptiert wurde.
Jahrhunderte lang waren Pferde die wohl wichtigsten Tiere im Transport- und Landwitschaftsbereich – sie halfen beim Reisen, beim Pflügen oder beim Ziehen von Lasten. Einer der frühesten „Filme“ zeigt ein galoppierendes Pferd – Forscher wollten herausfinden, wie sich ein Pferd beim Galopp bewegt und stellten mehrere Fotokameras hintereinander auf. Als das Pferd vorbei lief, löste es durch eine gespannte Schnur die Kameras aus. Wenn man die Fotos schnell hintereinander in einem Projektor zeigte, sah es so aus, als ob das Pferd galoppierte – damit war das Medium „Film“ geboren! Die Wissenschaftler hingegen konnten sich Foto für Foto ganz genau ansehen und die Gangart erforschen.
„Gefährten“ erzählt die Geschichte einer Freundschaft zwischen Mensch und Tier – verurteilt zugleich den Krieg an sich (in Form des „Großen Krieges“, also des Ersten Weltkrieges, 1914 – 1918), obwohl die Story überwiegend an der Front spielt. Außerdem hat man vermieden, die Kriegsgegner in „Gut“ und „Böse“ einzuteilen – sowohl Briten als auch Franzosen und Deutsche haben ihre positiven als auch negativen Seiten.
Die Schauspieler sind sehr überzeugend – vor allem Jeremy Irvine, der hier in seinem ersten großen Kinofilm mitspielt – hat sehr viel Talent. Auch Ausstattung, Filmmusik und die Landschaftsaufnahmen sind gut gelungen und passen sich in das Gesamtwerk hervorragend ein. Seine sechs Oscarnominierungen hat „Gefährten“ definitiv verdient.
Mit rund zweieinhalb Stunden Länge ist „Gefährten“ zwar etwas lang, doch die gute Story, der visuelle Stil und die hervorragenden Darsteller überzeugen – sehr sehenswert! Für Schulen auszugsweise als Diskussionsgrundlage über Freundschaft bzw. den Ersten Weltkrieg sicherlich empfehlenswert.
Wer sich dazu entscheidet, den Film auf DVD oder Blu-Ray anzuschaffen, der wird im Großen und Ganzen mit den Discs zufrieden sein. Bild- und Tonwiedergabe sind sehr gut, die Farben sind gesättigt, auch bei dunklen Szenen kann man noch alle Details erkennen. Die Bildqualität ist hoch, Wiedergabefehler, Rauschen oder Verpixelungen gibt es keine – auch bei Szenen mit schnellen Kamerabewegungen. Die Extras – ein Making-of – halten sich in Grenzen, im Angesicht des doch etwas langen Filmes (rund zweieinhalb Stunden) aber verständlich, schließlich bietet eine DVD bzw. Blu-Ray auch nicht unendlich viel Speicherplatz ...