Bild: © Sony Pictures Filmverleih GmbH
Nicht schlecht, geht aber besser ;-)
„Battle of the Year“, ein Tanzfilm, der auf der Dokumentation „Planet B-Boy“ basiert, bietet zwar coole Musik und fette Moves, dafür aber wenig Handlung und zurückhaltend agierende Schauspieler ...
Die US-amerikanische Breakdance-Truppe soll endlich wieder einmal die Weltmeisterschaft im Breakdancen, den Battle of the Year, gewinnen. Der reiche Schnösel und ehemalige B-Boy Dante Graham möchte dafür den Basketballcoach Jason Blake anheuern, um die Crew zu trainieren. Doch stattdessen wirft der Coach das alte Team einfach hinaus und sucht sich sein eigenes zusammen.
Nun steht harte Arbeit für Blake an, denn er muss aus den möchtegern-coolen und überheblichen Jungs ein eingeschweißtes Team machen. Dazu müssen die Mitglieder ihren eigenen Egoismus überwinden und zu Freunden werden – was gar nicht so leicht ist. Doch irgendwann sind sie so weit und können in Paris zum großen Showdown antreten. Jetzt heißt es nur noch: Sieg oder Niederlage ...
Man hat den Eindruck, „Battle of the Year“ versucht, ein tiefgründiges Drama über die Schwierigkeiten, aus ein paar jungen und egoistischen Männern ein motiviertes Team und Freunde zu machen. Tja, der Versuch ist kläglich gescheitert. Zu oberflächlich werden die Charaktere vorgestellt, zu überdreht sind die Dialoge, die den jugendlichen Touch bringen sollten, zu wenige Möglichkeiten wurden ausgenutzt, um die Handlung tiefgründig werden zu lassen.
Und dann hat man auch noch versucht, durch eine kleine Dramastory der Handlung etwas mehr Pepp zu verleihen. Coach Blake bekommt eine tragische Hintergrundhandlung – er hat seine Frau und sein Kind bei einem Autounfall verloren und schwelgt seither in Trübsal und Alkohol, durch das Coaching wird er irgendwie aus diesem Teufelskreis herausgerissen. Allerdings ist man auch hier nicht gerade feinfühlig und streift den grundsätzlich nicht schlechten Zusatz nur an der Oberfläche.
Sowohl Coach Blake als auch die Tänzer (Armut, gesellschaftliche Ausgrenzung etc.) betreffende Probleme werden nur kurz erwähnt und teilweise gar nicht weiter behandelt – oder, wie im Falle eines schwulen Tänzers, nur am Rande für schlechte Witze verwendet. Hier hätte man durchaus fragen können, warum es für einen B-Boy problematisch sei, schwul zu sein. Bei „Battle of the Year“ handelt es sich nicht um ein Drama, aber bei gesellschaftlichen Problemen – die ja auch außerhalb der Musikwelt existieren – hätte man durchaus tiefgründiger sein und mögliche Lösungen anbieten können. Aber, das müssen wir dem Film zugestehen, immerhin werden diese Themen angesprochen. Und ein Teil der Probleme verschwindet einfach, in dem etwa – um nochmals auf den homosexuellen „Little Adonis“ zurückzukommen – dieser ohne weitere Vorbehalte in die Gruppe integriert wird. Ob man dies nun als „ist doch kein Problem, schwul zu sein“ oder als „lieber nicht mit einem Thema auseinandersetzen, das für viele (heterosexuelle) Menschen ein Tabu ist“ interpretiert, bleibt jedem selbst überlassen.
Dafür hat man bei fetten Beats und coolen Moves nicht gespart. Eigentlich auch der einzige Grund, sich den Film anzuschauen. Die Tänzer sind hervorragend, die Choreografie – die durch die 3D-Effekte noch besser zu Geltung kommt – ist beachtlich und sicherlich nicht für jeden nachmachbar. Unterlegt wird ein großer Teil des Filmes mit Hip-Hop-, Rap- und Dance-Musik, die sich ebenfalls hören lassen kann und passend gewählt wurde. Allerdings können Tanz und Musik die Schwächen der Handlung nur bedingt kompensieren.
Dazu kommt auch noch, dass man sich für die Charaktere der B-Boy-Crew vorrangig für Tänzer und nicht für filmerprobte Schauspieler entschieden hat. Dadurch können die Figuren zwar professionell breakdancen, ihre darstellerischen Leistungen lassen in den wenigen tiefgündigeren Szenen zu wünschen übrig. Auch die professionellen Schauspieler hätten mehr aus ihren Darstellungen machen können. Sie sind zwar allesamt nicht miserabel, man hätte aber durchaus mehr Potenzial aus ihnen herausholen können.
Dass so ein Film nicht gerade billig zu produzieren ist, ist hinlänglich bekannt. Mit viel Werbung hat man offensichtlich versucht, ein paar zusätzliche Geldmittel locker zu machen – und das ganz offensichtlich. Ein Sportartikelhersteller mit Raubkatze im Logo beispielsweise wird ohne Hemmungen in Szene gesetzt und auch beim Namen genannt. Sollte der Film irgendwann einmal im Privatfernsehen laufen, könnte es schwierig werden, die ohnehin viel zu langen Werbeblöcke vom Film zu unterscheiden. Da bekommt der Name „Dauerwerbesendung“ eine ganz neue Bedeutung ...
Alles in allem ist „Battle of the Year“ ein Tanzfilm mit cooler Musik und aufwendiger Choreografie, der dafür Schwächen bei der Handlung und bei den Darstellern ausweist. Deshalb bekommt er von uns drei Sterne. Wer aber auf Breakdance und fette Beats steht, sollte diesen Film dennoch nicht verpasst haben ;-)