Jugend ohne Gott

Jugend ohne Gott

Drama, D 2017, 114 Min., ab 14 Jahren

Weiterführende Hintergrund-Informationen

Der Film basiert auf dem Roman „Jugend ohne Gott“ des österreichisch-ungarischen Schriftstellers Ödön von Horvath aus dem Jahr 1937.

Allgemeine Informationen zum Film

Informationen zur Altersfreigabe

Freigegeben ab 14 Jahren

Der Schweizer Regisseur erzählt die Geschichte in mehreren, einander zeitlich großteils überlagernden Teilen, jeweils aus der Perspektive eines anderen Protagonisten. Während wir also zuerst Nadeshs Erleben folgen, kehren wir anschließend an den Anfang der Geschichte zurück und erleben sie erst aus Zacharias‘ und dann aus der Perspektive des Lehrers. Neben der Länge des Films und der durch die Unsicherheit erzeugten durchgehenden Spannung ist es auch diese Erzählweise, die ihn für Jüngere ungeeignet erscheinen lässt. Die gezeigte Welt ist kalt und verlogen und zu trauen ist ohnehin niemandem. In der strengen Hierarchie dieses totalitären Systems scheint jeder jeden zu betrügen und eine klare Zuordnung zu Gut oder Böse ist kaum möglich. Das Mädchen Nadesh, das sich zu Beginn als Identifikationsfigur angeboten hätte, agiert ebenfalls zwiespältig und ist nach dem ersten Drittel des Filmes tot. In der Beantwortung der Frage, wer sie getötet hat, entwickelt sich der Film nach und nach zu einem Thriller, der einige nachhaltig verstörende Elemente enthält. Besonders erwähnenswert sind etwa die detailliert gezeigte Entfernung des Ortungschips aus Zacharias‘ Hand oder die nach und nach immer konkreter gezeigte Tötungsszene. Als für Jüngere problematisch fanden auch die beiden Selbstmorde Erwähnung. Die Kommission sprach sich daher nach einer längeren Diskussion mit knapper Mehrheit für eine Freigabe ab 14 Jahren aus.

Begründung der Jugendmedienkommission, © BMBInfo

Empfehlenswert als Literaturverfilmung/Diskussionsfilm ab 14 Jahren

In der dystopischen Welt, die hier geschildert wird, findet die Auseinandersetzung mit dem System – anders als in den, bei Jugendlichen beliebten Filmen der „Hunger Games-“ oder „Maze Runner-“ Serien – nicht auf kriegerische Weise statt. Der Film macht vielmehr deutlich, dass es die ethisch-moralische Verantwortung und Entscheidung jedes Einzelnen ist, ob und wie er sich an einem unmenschlichen System beteiligt, und zeigt zudem, dass die Zugehörigkeit zur Elite, allen Annehmlichkeiten zum Trotz, weder Glück noch Zufriedenheit garantiert. Dementsprechend durchläuft vor allem der Lehrer, genau wie die von Horváth entworfene Figur, diverse schmerzhafte Prozesse, in denen er sich mit der Frage von Schuld und Verantwortung und mit seinen eigenen Fehlern auseinandersetzen muss. Die Literaturverfilmung, die in vielen wesentlichen Aspekten nah an der Vorlage bleibt, ist hervorragend gespielt und in einer beeindruckenden Naturkulisse stimmig in Szene gesetzt. Der Film ist daher für Jugendliche ab 14 Jahren empfehlenswert als Literaturverfilmung bzw. Diskussionsfilm.

Empfehlungsschreiben der Jugendmedienkommission, © BMBInfo