Römerzeit und Völkerwanderung

Heidentor in Carnuntum

Das sogenannte Heidentor in Petronell-Carnuntum.

© Alexander Mayrhofer

Zu Beginn der christlichen Zeitrechnung war das Gebiet des heutigen Österreich relativ dünn von illyrischen und keltischen Stämmen besiedelt, die gelegentlich Vorstöße nach Norditaliens unternahmen.

16 v. Chr. besetzten die Römer Noricum in den Ostalpen, das Zentrum des späteren Österreich. 45 n. Chr. wurde es durch die Römer zur prokuratorischen Provinz. Noricum erstreckte sich im Westen bis nach Rätien, im Osten bis nach Pannonien, und im Norden wurde die Provinz von der Donau begrenzt. Unter den Römern entwickelte sich die Provinz zu einem militärischen Vorposten gegen die „Barbaren”, also gegen die Germanen im Norden, und dank ihrer strategisch wichtigen Pässe in den östlichen Alpen spielte die Provinz eine wichtige Rolle im Verkehr zwischen Nord- und Süd- sowie West- und Osteuropa. Eine der ersten römischen Befestigungen in Noricum war Vindobona, das heutige als Wien bekannt ist (im Englischen heißt die Stadt immer noch „Vienna”). Die Stadt lag am Knotenpunkt zweier wichtiger Handelsstraßen und mehrerer Verbindungsstraßen in das fruchtbare Niederösterreich. Das um 73 n. Chr. gegründete Carnuntum (heute Petronell-Carnuntum) war eine weitere bedeutende römische Siedlung.

Im Zuge der Völkerwanderung kam es ab der zweiten Hälfte des 2. Jh. n.Chr. an den Grenzen der Provinz immer wieder zu kriegerischen Auseinandersetzungen mit germanischen Stämmen. Im Lauf des 4. Jahrhunderts brachen die Grenzen vollständig zusammen. Goten, Langobarden, Vandalen und Hunnen drangen in die Ebenen um Wien ein, die Heruler nahmen Iuvavum (heute Salzburg) ein, und die Goten stießen außerdem entlang der Drau vor.

Von Osten und Südosten kamen im 6. Jahrhundert Slawen und Awaren über Pannonien nach Noricum, während zugleich Germanen von Nordwesten her vordrangen. Um die Mitte des 6. Jahrhunderts hatten die Bajuwaren das Voralpengebiet Rätiens und Noricums besetzt, und die Alemannen hatten sich im Westen angesiedelt. Die Slawen wurden durch die Auseinandersetzungen der Awaren und Bajuwaren um die Donauebene in zwei Gruppen, eine nördliche und eine südliche, geteilt. Die Awaren hinterließen kaum Spuren in Österreich, hingegen die Slowenen, die südslawische Gruppe, sich in den entvölkerten Tälern des Alpenostrandes niederließen. Diejenigen slowenischen Siedlungen, in die keine Siedler nachströmten, wurden von Germanen in Besitz genommen; nur in Teilen des heutigen Kärnten und der Steiermark konnten sich die Slowenen dauerhaft ansiedeln.

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