Filmlexikon
Der Schuh des Manitu
Originaltitel:
Der Schuh des Manitu
Bewertung:
Genre, Land und Jahr, Länge:
Altersfreigabe:
Weiterführende Hintergrund-Informationen
Abahachi, der Apachenhäuptling, dürfte nicht nur eine Verballhornung von „aber hatschi“, sondern vom Namen her vor allem eine doppelte Anspielung sein auf „Winnetou und das Halbblut Apanatschi“, einen Original-Karl-May-Film der Sechziger Jahre sein.
Winnetouchs zur Beauty-Farm umgebaute Puder Rosa Ranch ist eine Anspielung auf die „Ponderosa-Ranch“ der Familie Cartwright aus der TV-Western-Serie „Bonanza“.
Die Handlung des Films lehnt sich eng an Karl-May-Produktionen wie „Der Schatz im Silbersee“ an. Das immer wiederkehrende Grundmuster dabei ist: „Böse Weiße“ hauen „gute Weiße“ übers Ohr. Die Indianer halten die Guten zunächst für böse und graben das Kriegsbeil aus, wobei es zu Gefechten um einen verborgenen Schatz kommt. Alles zum Guten wenden können letztlich nur Winnetou und Old Shatterhand. Hier sind es stellvertretend Bullys Figuren Abahachi und Ranger, die weniger heldenhaft als vielmehr ständig in diverse Fettnäpfchen tretend die Probleme lösen.
Anleihen bei anderen Filmklassikern und kulturellen Ereignissen der Sechziger Jahre gibt es auch: Der Schoschonenhäuptling Listiger Lurch hält ein Kaninchen im Arm, so ähnlich wie einst Ernst Stavro Blofeld in „James Bond“-Filmen seine Katze im Arm hielt oder Joseph Beuys einen Hasen, als er bei einer Kunstaktion dem toten Hasen die Bilder erklärte. Weitere Parodien beziehen sich auf Italo-Western von Sergio Leone, auf Kevin Costners „Der mit dem Wolf tanzt“, auf die Bergwerksfahrt in der Lore aus dem zweiten „Indiana Jones“-Film von Steven Spielberg sowie auf verschiedene Szenen aus „Terminator 2 – Tag der Abrechnung“. Außerdem erinnern die Musik, die gespielt wird, kurz bevor man den „Schuh des Manitu“ zum ersten Mal sieht, und andere Ereignisse im Schuh des Manitu ebenfalls an die Indiana Jones-Filmreihe.
Der Schuh des Manitu“ nutzt somit Versatzstücke aus unterschiedlichen Genre-Bereichen, wie auch die „Rhein-Zeitung“ vom 16. Juli 2001 bemerkte: „Einerseits wendet sich die Komödie an Menschen, die das genügsame TV-Zeitalter mit drei Programmen erlebt haben und die mit Geschichten von Karl May (auch er hat einen kurzen Auftritt) und Serien wie Shiloh Ranch und Rauchende Colts sozialisiert wurden. Wie in Italo-Western wurde auch hier im spanischen Almería gedreht, und es gibt jede Menge stoppelige Männergesichter mit Kippen oder Mundharmonika im Mund, die à la Clint Eastwood und Charles Bronson posieren. Gerade in den vielen witzigen Details, Zitaten und Kalauern fühlt man sich gar an Asterix-Comics erinnert.“
Als Santa Maria in der Güllegrube versinkt, zitiert Winnetouch mit dem Satz „Gott sei Dank! Nun ist’s vorbei mit der Übeltäterei!“ Wilhelm Buschs Klassiker „Max und Moritz“.
Hervorgehoben wird generell die Treffsicherheit, mit der Stilelemente der Karl-May-Verfilmungen und Italo-Western aufgenommen und umgesetzt werden. Die einzelnen Gags werden jedoch meist als Blödeleien von mittelmäßiger Qualität charakterisiert, die schauspielerischen Leistungen bis auf wenige Ausnahmen als sehr gering eingestuft.
Laut Spiegel Online scheint Herbig „darauf vertraut zu haben, dass die Winnetou-Sketche seiner TV-Show „Bullyparade“ auch auf der großen Leinwand zünden, was aber nicht immer der Fall ist“, und empfindet die Leistungen Sky Du Monts als die herausragendsten des Filmes – die schauspielerischen Fähigkeiten der anderen Mimen seien allerdings „unterdurchschnittlich“. Gleichwohl würdigte Spiegel Online die „sehr professionelle“ Inszenierung Herbigs.
Pierre Brice, der Hauptdarsteller der Karl-May-Filme, und sein ostdeutsches Pendant Gojko Mitic lehnen die Komödie mit dem Argument ab, dass darin die Kultur der nordamerikanischen Indianer verunglimpft und der Lächerlichkeit preisgegeben werde. Gleichwohl äußerte sich Brice lobend über die gute Regiearbeit von Michael Herbig.
Das Fernsehmagazin prisma beurteilt den Film als „belanglos“ und meint: „Die Titelfiguren reden bayrisch, sind strunzdumm und reißen unterirdisch dämliche Kalauer, die kaum noch zu unterbieten sind.“
Das Nachrichtenmagazin Stern beurteilt den Film im Januar 2009 als „Blockbuster, dessen einziges witziges Element ein ultraschwuler Indianer ist“.
In Österreich wurde der deutsche Blockbuster mit 1,78 Mio. Besuchern zum erfolgreichsten Film aller Zeiten, sogar erfolgreicher als „Titanic“. Mit diesen Einnahmen stellte der Film, der sich 27 Wochen in den Kino-Top 10 hielt, einen neuen Rekord auf. Die Drehkosten betrugen 4,5 Mio. Euro. Geschätzte 9 Mio. Euro sind an Herbig zurückgeflossen. Fast genau ein Jahr nach seinem Erststart kam der Film noch ein zweites Mal in einer etwas verlängerten, so genannten „Extra Large“-Version in die Kinos. Hierzu wurden die schon in den Videotheken erschienenen DVDs zurückbeordert.
Informationen zur Altersfreigabe
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Freigegeben ab 6 Jahren
Leider gibt es noch keine Begründung von der Jugendmedienkommission für diese Altersfreigabe.