Filmlexikon
Der Tag, an dem die Erde stillstand
Originaltitel:
The Day the Earth stood still
Bewertung:
Genre, Land und Jahr, Länge:
Altersfreigabe:
Weiterführende Hintergrund-Informationen
Die stilistische Herangehensweise von Regisseur Scott Derrickson orientierte sich bei „Der Tag, an dem die Erde stillstand“. An dem Beispiel des Filmemachers Robert Wise, der das Original inszeniert hatte. „Ich habe an Robert Wise immer respektiert, dass er eigentlich keinen eigenen Stil entwickelt hat“, sagt Derrickson. „Er hat den Filmen keinen Stil aufgedrückt, sondern ihn aus der Geschichte heraus ent-wickelt. Für diese Arbeit habe ich nach langen Gesprächen mit der Crew ebenfalls einen Stil gewählt, der die Story so gut wie möglich unterstützen sollte“. Im Zentrum dieses Prozesses stand die intensive Zusammenarbeit von Derrickson mit dem Produktionsdesigner David Brisbin, dem Kameramann David Tattersall und ihren jeweiligen Abteilungen. So wie sie es mit der Wissenschaft und Technologie taten, erdeten Derrickson & Co. auch ihr Gestaltungskonzept in der Wirklichkeit. „Der Film sollte schon stylish sein und originell mit Farbe, Licht und Ausstattung umgehen, aber wir wollten es auch nicht übertreiben“, sagt der Regisseur. „Das Ergebnis hat zwar einen expressionistischen Touch, es sieht jedoch nicht so aus wie etwa eine Comicverfilmung“.
Als erstes entschied Derrickson über die Palette von Farben, die er einsetzen wollte. „Er ist geradezu besessen von Farbe“, sagt Brisbin, der mit Derrickson schon an THE „Der Exorzismus von Emily Rose“, 2005 arbeitete. „Scott ist es sehr wichtig, jedem Film eine durchdachte farbliche Gestaltung zu verpassen, die dann auch rigoros eingehalten werden muss. Wenn er in einem Football-Stadion drehen würde, und am anderen Ende des Feldes läge eine Tomate, dann würde er sagen: ‚David! Was ist denn das Rote dahinten? Rot gibt’s bei uns nicht.’“ „Farbe ist für mich eines der effektivsten Elemente des Kinos“, erklärt Derrickson. „Bei den Filmen, die ich liebe, ist die farbliche Gestaltung von der Erzählung untrennbar. „GoodFellas – Drei Jahrzehnte in der Mafia“, 1990 war grün mit einem dunklen Kastanienrot, „Taxi Driver“, 1976 hatte ein dreckiges Taxigelb. In solch herausragenden Filmen ist Farbe ein sehr bewusst eingesetztes Gestaltungselement, das mitbestimmt, wie man sich an die Werke erinnert“.
Derrickson arbeitete mit ähnlicher Disziplin an der Auswahl der Farben für „Der Tag, an dem die Erde stillstand“. Mit Brisbin und Tattersall stellte er eine große Auswahl an Bildentwürfen zusammen, von denen schließlich zwanzig Stills ausgesucht wurden, um die tabula rasa für den Film darzustellen. „Zu viele Farben in einem Bild gefallen mir nicht, aber alles mit derselben Farbe zu bedecken, mag ich genauso wenig“, sagt der Regisseur. „Wir sind die Palette für jede einzelne Szene durchgegangen und haben kontrolliert ausgewählt. Es sollte real und unverwechselbar zugleich wirken, so dass die Zuschauer mit einem klaren Eindruck nach Hause gehen, wie der Film ausgesehen hat“. Am Ende stand ein Schema, nach dem ein bis zwei Farben jedes Set bestimmten. In der Regel waren dies blaugrün und orange, während der Rest der Umgebung aus neutralen Farbtönen bestand. „Die Blitzkammer ist ein gutes Beispiel für unsere Methode“, sagt Brisbin. In diesem umgebauten Raketenhangar unterziehen Wissenschaftler des Militärs Klaatus biomechanischen Leibwächter Gort einer Reihe von Tests. „Einer unserer 20 Entwürfe zeigte ein graues Feld, durch das orangefarbene Lava floss. Das Orange war äußerst hell, beinahe fahl. Diese zwei Farben sollten auch unsere Bandbreite für die Blitzkammer definieren.
„Es ist relativ schwierig, die genauen Töne zu treffen, auf die Scott aus ist, und trotzdem noch einen wirklichkeitsnahen Look zu erschaffen“, fährt Brisbin fort. „Das Tolle an der Arbeit mit ihm ist, dass er zwar ein sehr genaues Ziel hat – aber dort möchte er mit der Hilfe seines Teams ankommen. Besser kann man es als Produktionsdesigner gar nicht haben“. Um den gewünschten realistischen Eindruck zu erzielen, musste auch die Entwicklung des belichteten Materials berücksichtigt werden. Der Regisseur entschied sich, auf Film statt auf HD zu drehen. „Wir haben eine Methode entwickelt, die den Kontrast ein wenig vermindert“, sagt Tattersall. „Die Farben wirken so subtiler, man könnte es auch pastellartig nennen. Das habe ich zum ersten Mal ausprobiert“.
Die selbsternannten Filmfreaks Derrickson und Tattersall verbrachten Stunden damit, Einstellungen, Bildaufbau und Kamerabewegungen zu diskutieren. Dabei entwickelten sie keinen einheitlichen Stil für den gesamten Film, sondern entschieden von Szene zu Szene, wonach diese Stelle der Geschichte nun verlangte. „Wir hatten den Eindruck, unterschiedliche Sequenzen müssten auch unterschiedlich inszeniert sein, also verändert sich der Stil innerhalb des Films“, sagt Derrickson. „Manche Szenen haben wir mit langer Brennweite aufgenommen, einige sehr statisch, andere mit Weitwinkelobjektiv und viel Bewegung der Kamera. Insgesamt sollte eine Symmetrie zwischen den einzelnen Szenen entstehen, so dass die Stile des Films einen sinnvollen Zusammenhang ergeben“.
„Unser Ansatz ist ein Mix aus klassischer Kameraarbeit und modernster Technologie“, sagt Tattersall. Wann immer möglich, gab er Rückprojektionen und gezeichneten Hintergründen den Vorzug vor Green-Screen-Aufnahmen und Computer-Effekten. „David Tattersall kann ein Set zum Leben erwecken wie kein zweiter“, gibt Brisbin zu. „Er ist nicht nur ein Meister der Lichtsetzung – er kann auch wunderbar die Aktion im Vordergrund und einen gezeichneten Hintergrund ineinander übergehen lassen und mit seinen klassischen Methoden dem Ganzen Tiefe und Plastizität verleihen“.
Für die Produktion war Tattersalls Fachwissen unerlässlich, Einstellungen im Studio so auszuleuchten, dass sie wie Außenaufnahmen aussehen. Die Dreharbeiten fanden von Januar bis März 2007 in Vancouver statt, das im Film New York darstellt. Der kanadische Winter mit seinen unvorhersehbaren Wetterschwankungen und ein Drehbuch, in dem nächtliche Außenaufnahmen genauso vorkommen wie Schnee, Nebel, Wind und Regen, brachten die Filmemacher schließlich dazu, einige dieser Szenen im Studio zu drehen. Nur so konnte die Kontrolle über Licht und Umwelteinflüsse gewahrt bleiben.
Zu den täuschend echt aussehenden, aber von Brisbin und seinem Team nachgebauten Sets gehören ein tiefer Wald, ein Sumpf und eine schnee-bedeckte Bergkette. „Ich konnte mich voll auf meine Kollegen verlassen und im Großen und Ganzen haben wir unsere Sache gut hinbekommen“, sagt Brisbin. „Aber ohne unseren Kameramann hätten wir das alles nicht geschafft. Er ist ein visuelles Genie und ein wunderbarer Partner bei der Arbeit“. (Wie Tattersall hat auch Brisbin Erfahrung, wenn es darum geht, im Studio glaubwürdige Szenen nachzustellen, die bei Nacht im Freien spielen sollen. Für eine zentrale Szene zwischen Keanu Reeves und River Phoenix in „My Private Idaho“, 1991, die um ein nächtliches Lagerfeuer angesiedelt ist, stellte er sich dieser Aufgabe zum ersten Mal.)
Das Wetter spielt in der Geschichte eine große Rolle, es musste von der Spezial-Effekte-Abteilung heraufbeschworen und, wo nötig, mit CGI optimiert werden – alles nach Derricksons Maßgabe des Realismus. „Am besten werde ich mich an den Gestank des Nebels erinnern“, sagt Jaden Smith. „Es war furchtbar“.
20th Century Fox unterliegt als Teil der News Corp den Umweltschutz-Richtlinien des Konzerns, der sich zum Ziel gesetzt hat, ab dem Jahr 2010 klimaneutral zu produzieren. „Der Tag, an dem die Erde stillstand“. wurde auserwählt, die erste grüne Produktion des Studios zu sein. „Zum ersten Mal überhaupt habe ich mit meinem Auftraggeber daran gearbeitet, in der Requisite effizienter zu werden und weniger Müll zu produzieren“, sagt Brisbin. Üblicherweise wühlt sein Team sich durch Berge von Papier, vor allem durch unzählige Fotos von Drehorten. Doch für diese Produktion entwickelten die Ausstatter eine digitale Lösung. Sie luden die Aufnahmen ins Internet, wo sie von den anderen Abteilungen eingesehen werden konnten, und sparten so an Papier und Druckertinte. Weiterhin nutzten die Zeichner, Bauarbeiter und Requisiteure wann immer möglich wieder verwendbare Materialien und biologisch abbaubare Produkte. Wurde Holz benötigt, bezog man es aus einem Wald mit nachhaltigem Anbau.
Das Team um Kostümdesignerin Tish Monaghan nutzte für Kostümauswahl und Anproben ebenfalls digitale Fotografien und bemühte sich, umweltfreundliche Löse- und Bleichmittel zu verwenden. Die Kleiderhaken und Verpackungen wurden nicht, wie sonst üblich, nach den Dreharbeiten einfach weg geworfen, sondern dem Recycling zugeführt. Die Garderobe wurde schließlich an Fox für zukünftige Produktionen zurückgegeben oder an soziale Einrichtungen gespendet.
Ein ebenso großes Augenmerk lag auf der Einsparung von Benzin. Neben Hybridfahrzeugen kamen Generatoren zum Einsatz, die von Biodiesel statt von fossilen Brennstoffen angetrieben wurden – darüber hinaus stellte man die Regel auf, dass nach einem Aufenthalt von mehr als drei Minuten in einem stehenden Fahrzeug sofort der Motor ausgeschaltet werden musste. Der Einsatz von energiesparenden Gerätschaften war selbstverständlich.
„Jeder war mit großem Eifer dabei“, lobt Jeff Okun den gemeinsamen Einsatz für die Umwelt. „Das machte es aus: an einem Film zu arbeiten, in dem es um die Rettung der Welt geht, und dabei selbst einen möglichst kleinen‚ biologischen ‚Fußabdruck’ zu hinterlassen“.
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