Filmlexikon
Der letzte König von Schottland – In den Fängen der Macht
Weiterführende Hintergrund-Informationen
Die Verfilmung des preisgekrönten Romans „The last King of Scottland“ von Giles Foden bietet einen tiefen Einblick in die Innenwelt einer Diktatur. Forest Whitakers brillante Darstellung des Idi Amin liefert ein differenziertes Porträt der Verführbarkeit des Menschen durch die Macht und nimmt das Publikum mit auf eine spannungsgeladene Reise in ein Land am Rande des Untergangs.
Der Film ist eine ebenso lehrreiche wie dramatische „Geschichtsstunde“, für die Regisseur Kevin Macdonald („Ein Tag im September“) und sein vorzüglicher Kameramann Anthony Dod Mantle („Dogville“) vor Ort in Uganda die perfekten Bilder gefunden haben.
Allgemeine Infos
Eigentlich sollte es ein wildes Abenteuer in einem abgelegenen Land werden, aber den naiven jungen Arzt, der 1970 auf der Suche nach Spaß, Sonnenschein und beruflicher Betätigung in Uganda eintrifft, wird seine Reise in den dunkelsten Abgrund der Welt führen: in die menschliche Seele. Darum geht es in „Der letzte König von Schottland – In den Fängen der Macht“, einem kraftvollen Thriller, der das Uganda unter der wahnsinnigen Diktatur Idi Amins für die Leinwand wiederauferstehen lässt. In dieser immer noch hochaktuellen Mixtur aus Fakt und Fiktion liefert Forest Whitaker als Amin eine wahre Tour de Force ab. Der Film zeichnet dabei zwei unvergessliche Porträts: Auf der einen Seite einen charismatischen, aber psychopathischen Anführer, der sein Land ins Verderben stürzte, und auf der anderen Seite einen Zeitzeugen, der erst zum Ende den Mut findet, für seine Überzeugungen einzustehen. Die Geschichte beginnt mit dem gutaussehenden schottischen Arzt Nicholas Garrigan (James McAvoy), der sich frisch von der Universität nach Uganda aufmacht und hofft, dort jede Menge aufregende und romantische Dinge zu erleben und einem Land zu helfen, das seine medizinische Fachkenntnis bitter nötig hat. Schon kurz nach seiner Ankunft wird er zu einem bizarren Unfall gerufen: Idi Amin, gerade mächtigster Mann im Staat geworden, hat eine Kuh mit seinem Maserati überfahren. Amin ist beeindruckt von der Forschheit, mit der Garrigan die chaotische Situation unter Kontrolle bringt. Auch dank seiner Besessenheit von schottischer Geschichte und Kultur schließt Amin Garrigan schnell ins Herz und bietet ihm die Stelle seines persönlichen Leibarztes an.
Ein solch unglaubliches Angebot kann der junge Schotte gar nicht ablehnen – und damit beginnt seine Reise ins Innerste eines der grausamsten Terrorregimes Afrikas. Erst ist Garrigan nur von Amins berühmtem Charme und dessen ehrgeizigen Plänen für Uganda begeistert – von dessen Leidenschaften für schnelle Autos, schöne Frauen und glamouröse Partys ganz zu schweigen. Doch mit der Zeit strebt auch Garrigan nach immer mehr Macht. Er wird der Vertraute und die rechte Hand des Diktators, was ihn zum Zeugen schrecklicher Ereignisse macht – Entführungen, Hinrichtungen und weitere unsägliche Grausamkeiten, an denen er womöglich eine Mitschuld trägt. Umgeben von Amins mörderischem Größenwahn verliert Garrigan beinahe seine Seele. Als er endlich versucht, dem Irrsinn ein Ende zu bereiten, findet er sich in einem verzweifelten Überlebenskampf wieder.
Der hochgelobte Dokumentarfilmer Kevin Macdonald („Sturz ins Leere“, „Ein Tag im September“) führte Regie bei DER LETZTE KÖNIG VON SCHOTTLAND, der Verfilmung des gleichnamigen, preisgekrönten Romans von Giles Foden, den Peter Morgan und Jeremy Brock für die Leinwand adaptierten. Der Film ist mit Forest Whitaker, James McAvoy, Kerry Washington, Simon Burney und Gillian Anderson hochkarätig besetzt und wurde von Andrea Calderwood („Das Reich und die Herrlichkeit“) von Slate Films und von Lisa Bryer und Charles Steel von Cowboy Films („Wasp“) produziert. Als Ausführende Produzenten fungierten Tessa Ross („Billy Elliot – I Will Dance“) von Film Four, Andrew Macdonald („28 Days later“, „Trainspotting – Neue Helden“) und Allon Reich („Die vier Federn“) von DNA.
Die Dreharbeiten fanden in Großbritannien und in Uganda statt, mit großer Unterstützung der Bevölkerung Ugandas. Die seltenen Einblicke in die Welt Idi Amins werden von einem Team ermöglicht, dem Kameramann Anthony Dod Mantle, Produktionsdesigner Mike Carlin, die mit einem British Independent Award ausgezeichnete Cutterin Justine Wright und Kostümdesigner Michael O’Connor angehörten.
Die Fakten hinter der Fiktion: Über Idi Amins Uganda
„Der letzte König von Schottland – In den Fängen der Macht“ ist ein fiktionaler Thriller – doch hinter der erzeugten Spannung liegt die wahre Geschichte Ugandas unter der Herrschaft von Idi Amin. Obwohl für den Film einiges zusammengefasst werden musste und fiktionale Charaktere wie Nicholas Garrigan dazukamen, sind einige der furchterregenden Ereignisse tatsächlich so geschehen, wie sie geschildert werden. Hier nun eine kurze Zusammenfassung von Amins Leben und der Geschehnisse in Uganda unter seiner Herrschaft.
1925:
Idi Awo-Ongo Ongoo wird als Mitglied des Kakwa-Stammes in Koboko in Nordwest-Uganda geboren. Sein Vater ist Farmer und seine Mutter eine Kräuterexpertin, die man für eine Zauberin hält.
1930:
Nach der Trennung seiner Eltern wird Idi in Buganda von seiner Mutter aufgezogen. Während seiner nur rudimentären Schulausbildung kommt sein sportliches Können ans Licht. Er konvertiert zum Islam und nennt sich fortan Amin Dada.
1946:
Als junger Mann tritt Amin den King’s African Rifles bei, einem Regiment der britischen Kolonialarmee, die über Uganda befehligt. Zwei Jahre später wird er zum Korporal befördert, 1958 zum Befehlshaber seiner Einheit.
1951:
Amin erntet seinen ersten Ruhm im Boxring als Halbschwergewichtsmeister von Uganda – er wird diesen Titel neun Jahre lang verteidigen.
1952:
Amin schlägt mit der britischen Armee die brutale „Mau Mau“-Revolte in Kenia nieder. Seine Offiziere beschreiben ihn als „geborenen Anführer“.
1961:
Mit der Ernennung zum Leutnant wird Amin einer von nur zwei einheimischen Offizieren, die unter der britischen Herrschaft in diesen Rang befördert wurden.
1962:
Truppen unter Amins Kommando werden beschuldigt, in der kenianischen Region Turkana ein Massaker mit Folter und weiteren abscheulichen Taten (z. B. Lebendbegräbnissen) ausgeübt zu haben. Die Verantwortlichen entscheiden sich aber, Amin nicht vor ein Kriegsgericht zu stellen.
1962:
Uganda wird am 9. Oktober unabhängig und von nun an von Premierminister Milton Obote geführt. In dieser Zeit unterzieht sich Amin in Israel einer Ausbildung als Fallschirmjäger.
1964:
Amin wird zum stellvertretenden Befehlshaber des Heeres und der Luftwaffe von Uganda ernannt.
1966:
Unter dem Druck eines Finanzskandals setzt Obote die ugandische Verfassung außer Kraft, lässt die Hälfte seines Kabinetts verhaften und ernennt sich zum Präsidenten auf Lebenszeit. Amin etabliert sich unterdessen als Held der Nation durch einen siegreichen Angriff auf den König von Buganda, Anführer des einflussreichsten Clans im Land. Später wird Amin seinen Erfolg damit erklären, dass er nicht von Kugeln verletzt werden könne.
1969:
Nach einigen im letzten Moment verhinderten Attentaten lässt ein nervöser Obote Idi Amin von dessen Befehlshaberposten entfernen.
1971:
Mit der Unterstützung Großbritanniens führt Amin einen erfolgreichen Putsch gegen Obote durch, die Nation feiert in der Hoffnung auf eine neue Ära. Amin ernennt sich zum Präsidenten und erhält massive Unterstützung durch seine Versprechungen, die Geheimpolizei abzuschaffen, alle politischen Gefangenen freizulassen, die Wirtschaft zu reformieren und freie Wahlen abzuhalten. Die internationale Reaktion auf seine Herrschaft ist anfänglich überwältigend positiv.
1971:
Sechs Wochen nach der Machtübernahme Amins explodiert eine Bombe im Makindye Prison in Kampala und tötet 32 in einer einzelnen Zelle zusammengepferchte Offiziere. Schätzungen gehen davon aus, dass Amin innerhalb eines Jahres zwei Drittel der alten ugandischen Armee töten ließ. Amin setzt Todesschwadronen unter dem Banner des sogenannten „State Research Bureau“ ein und sorgt für die Ermordung und Hinrichtung (üblicherweise durch Kopfabschlagen) aller, die er noch für Unterstützer Obotes hält.
1972:
Amin verweist die gesamte asiatische Bevölkerung Ugandas des Landes, weil Uganda ein „Land für Schwarze“ sein soll. Mehr als 50.000 indische und pakistanische Familien haben nur 90 Tage Zeit zur Evakuierung und dürfen nur das mitnehmen, was sie mit beiden Händen tragen können.
1972:
Amins Feldzug gegen seine angeblichen Feinde verschärft sich weiter, Hunderttausende werden entführt und umgebracht. Unter ihnen sind nicht nur seine eigenen Minister und Beamte, sondern auch Richter, Geistliche, Professoren, Journalisten, Geschäftsleute und alle weiteren Bürger, die aus irgendeinem Grund verdächtig scheinen.
1972:
Großbritannien und Israel ziehen ihre Unterstützung für Amin zurück. Er wendet sich nun an Libyen und die Sowjetunion und bittet um Hilfe.
1973:
Die USA schließen ihre Botschaft in Uganda.
1974:
Die verstümmelte Leiche von Idis zweiter Frau Kay Amin wird im Kofferraum ihres Liebhabers, eines ugandischen Arztes, gefunden, der sie anscheinend vergiftet hatte. Eine zufriedenstellende Erklärung für den grausamen Fund bleibt aus.
1975:
Amin ist immer noch sehr beliebt in ganz Afrika und wird folgerichtig Präsident der Organisation für Afrikanische Einheit (OAU).
1976:
Ein „Air France“-Jet mit Israelis und Juden an Bord wird auf dem Weg nach Paris von pro-palästinensischen Terroristen entführt und landet auf dem Entebbe Airport, nachdem Amin sichere Zuflucht angeboten hat. Er nimmt persönlich an den Verhandlungen mit den Geiselnehmern teil, wird aber am 4. Juli von israelischen Sondereinheiten überrascht, die durch eine erfolgreiche Stürmung die meisten Passagiere befreien können. Während des stundenlangen Einsatzes werden zwei Geiseln erschossen und eine zurückgelassen: Die britisch-israelische Großmutter Dora Bloch, die später brutal hingerichtet wird. Als Reaktion bricht Großbritannien die diplomatischen Beziehungen zu Uganda ab.
1978:
Der Anstieg der Inflation führt Uganda tiefer in den Abgrund, bewaffnete Aufstände brechen aus und es kommt immer wieder zu Putschversuchen. Um von diesen Problemen abzulenken, greift Amin das Nachbarland Tansania an.
1979:
Siegreiche Truppen aus Tansania nehmen Kampala ein und Amin flieht mit vier Ehefrauen, 30 Geliebten und mindestens zwanzig seiner Kinder nach Libyen. Von dort aus geht er kurz in den Irak, um sich bald für den Rest seines Lebens in Jeddah in Saudi-Arabien niederzulassen.
1980:
Milton Obote übernimmt wieder die Macht in Uganda, aber sein Regime ist so brutal wie das von Amin. Im Norden des Landes bricht ein Bürgerkrieg aus, der bis heute Abertausende das Leben gekostet hat.
1986:
Yoweri Museveni, der in der 70ern ins Exil gegangen war, wird Präsident Ugandas und macht sich an die schwierige Aufgabe, ein zerstörtes Land neu aufzubauen.
1989:
Idi Amin unternimmt einen letzten Rückkehrversuch nach Uganda, wird aber in Kinshasa im damaligen Zaire gestoppt und gewaltsam nach Saudi-Arabien zurückgebracht.
2003:
Idi Amin stirbt in Saudi-Arabien an Nierenversagen.
2006:
Der Fortschritt in Uganda hat zu einem spürbaren Wirtschaftswachstum und zu einer Verbesserung der Lage im Kampf gegen das HI-Virus und bei der Schulausbildung geführt. Der bewaffnete Aufstand aus den 80ern schwelt aber immer noch im Norden des Landes und sorgt immer wieder für Entführungen, Angriffe und schwere humanitäre Krisen.
Informationen zur Altersfreigabe
-
Freigegeben ab 16 Jahren
Leider gibt es noch keine Begründung von der Jugendmedienkommission für diese Altersfreigabe.