Filmlexikon

Die schwarzen Brüder

Originaltitel:

Die schwarzen Brüder

Bewertung:

Genre, Land und Jahr, Länge:

Historien-Drama, D 2013,

Altersfreigabe:

ab 8 Jahren

Filmbild

Spannende Literaturverfilmung

Ein spannendes Abenteuer mit tiefgründiger Geschichte, die auch das Elend der Tessiner Rauchfangkehrerbuben beschreibt, bietet „Die schwarzen Brüder“ garniert mit viel Witz und Charme.

Die Söhne sehr armer Familien werden an den dubiosen Kinderhändler Antonio Luini verkauft, der sie wiederum in Mailand an wohlhabende Rauchfangkehrer weiterverkauft. Auch Giorgio ist einer von ihnen – und er muss für den Meister Rossi arbeiten. Das Leben als Rauchfangkehrerbub ist schwer, doch er freundet sich mit Gleichgesinnten an und wird in die Bande der „schwarzen Brüder“ aufgenommen, die seit jeher sich mit der Straßenbande der „Wölfe“ zanken.

Giorgios Weg ist alles andere als einfach: Die Meisterfamilie geht, mit Ausnahme der Tochter, schlecht mit ihm um, die Arbeit ist anstrengend und sein bester Freund Antonio stirbt an den Folgen von zu viel Ruß in der Lunge. Doch gleichzeitig gibt ihm die Mitgliedschaft bei den „schwarzen Brüdern“ halt und eine Art Familienersatz. Und der Priester, der Antionis Beerdigung geleitet hat, möchte den Rauchfangkehrerbuben zur Flucht in die Heimat verhelfen ...

Zwar ist die Geschichte von Giorgio erfunden, dennoch basiert sie auf Tatsachen, denn die Rauchfangkehrerbuben gab es tatsächlich und ihr Leben war wahrlich beschwerlich. Das 1941/1942 erschienene Jugendbuch „Die schwarzen Brüder“, das von Lisa Tetzner zwar begonnen, aber von ihrem Mann Kurt Held zu Ende geschrieben und dann unter dem Namen seiner Frau Lisa Tetzner veröffentlicht wurde, lässt einen die Erlebnisse eines solchen Burschen nachvollziehen.

Für den Film wurde der Roman adaptiert und gekürzt, weshalb der Spielfilm zwar immer noch sehr tiefgründig und eindringlich ist, aber das Buch mit seinen zahlreichen Details und seiner teilweise bedrückenden Sprache inhaltsmäßig wohl um Längen besser ist – wie bei so vielen anderen Büchern auch.

Zwar möchte der Film eine klare Botschaft aussenden, er tut dies jedoch, ohne zu moralisieren und ohne belehrend zu wirken. Letzten Endes geht es um Freundschaft und Zusammenhalt und um Familie. Und es geht – wie bereits angesprochen – um Geschichte, denn die Rauchfangkehrerbuben gab es wirklich. Aufgrund ihrer bitteren Armut mussten viele Eltern aus dem Tessin ihre Söhne für mehrere Monate oder bis zu über einem Jahr an reiche Rauchfangkehrermeister in Norditalien regelrecht verkaufen. Die Burschen waren nicht nur flink und wendig genug für die Kaminschächte, sondern vor allem dünn genug, um überhaupt hineinzupassen. Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts war dies gängige Praxis in den nördlichen Gegenden Italiens. Erst im 20. Jahrhundert beendete man die „Tradition“ der Kaminfegerbuben, da es nun als Kinderarbeit galt, die strafbar wurde und nach wie vor ist.

Das ist der Handlung aber egal, denn sie spielt gegen Ende des 19. Jahrhunderts und versucht das Schicksal der Kinder darzustellen. Dabei wird auf verschiedene Aspekte eingegangen – von Freundschaft, Gruppenbildung über die Arbeit bis hin zur ersten großen Liebe und zu Heimweh. Zwar handelt es sich bei „Die schwarzen Brüder“ um einen Kinderfilm – und auch der Humor mit Witzen und Slapstick-Elementen kommt nicht zu kurz – dennoch wurde im Großen und Ganzen nichts beschönigt. Weder der traurige Abschied von der Familie im Tessin noch die schwere Arbeit oder die karge Unterkunft in einem Stall des Meisters. Und das miss man dem Film hoch anrechnen.

Auch die darstellerischen Leistungen – vor allem der Kinderschauspieler – sind sehr gut. Sie spielen ihre Figuren authentisch und dennoch irgendwie nahbar und gleichzeitig auf eine Weise, dass man sich zwar in sie hineinversetzen kann – jedoch nicht ständig nur „Mitleid“ empfindet, sondern ihre Entscheidungen und Handlungen nachvollziehen kann und folglich ein bisschen mitfiebert, wenn es beispielsweise zum Kampf zwischen den beiden Banden kommt.

Noch zu erwähnen ist, dass auch die Musik gelungen ist und sich stilistisch und atmosphärisch in die jeweiligen Szenen einpasst. Auch die Ausstattung und die Gestaltung des Szenenbildes bzw. der Kulissen sind gelungen – man fühlt sich nicht nur in das 19. Jahrhundert zurückversetzt, sondern kann sich auch in die Darsteller dadurch besser hineinfühlen.

Alles in allem ist „Die schwarzen Brüder“ ein äußerst gelungener Kinderfilm mit einer spannenden Story, guten Darstellern und einer großartigen Umsetzung. Deshalb bekommt der Film von uns verdiente fünf von fünf Sterne!

Kritik zu „Die schwarzen Brüder“ von , vom 7. Januar 2014, bewertet mit 5 von 5 Sternen.

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