„Die Häschenschule 2“ feierte Premiere
Am Samstag fand die große Österreich-Premiere von „Die Häschenschule – Der große Eierklau“ in Wien statt. Wir waren vor Ort und haben mit den österreichischen Synchronsprecherinnen und Synchronsprechern über den Film geplaudert.
Worum geht’s?
Die Geschichte dreht sich um die Hauptfiguren Max und Emmi sowie ihre Freunde. Gleich zu Beginn des Films wählt das Goldene Ei – die Quelle aller Magie der Osterhasen – die Meisterhasenkandidaten. Doch kurz darauf verfärbt sich das Ei schwarz und alle Magie verschwindet. Gleichzeitig wollen die Füchse aus dem Wald alle Ostereier stehlen, um sie selbst zu Ostern zu verstecken und damit Osterfüchse zu werden. Als ob das nicht schon schlimm genug wäre, möchte Leo, der Anführer einer Hasen-Gangster-Bande, Ostern gänzlich abschaffen. Nun müssen sich die Hasen mit Fuchs Ferdinand verbünden, um Leo aufzuhalten …
„Man sieht in dem Film, dass es wichtig ist, dass man sich mit seinem Gegenüber auseinandersetzt und dass man sagt, na red’ ma mal, schau ma, wie der oder die so tickt, weil nur so können wir einander verstehen“*, sagt Sprecherin und Schauspielerin Tanja Raunig, die im Film Hasenmädchen Emmi die Stimme leiht, auf die Frage, was denn die Message des Films ist.
Ihr Kollege Markus Freistätter, der den Stadthasen Max spricht, ergänzt: „Du kannst alles schaffen, was du möchtest – nichts ist unmöglich – vor allem, wenn du zusammenhältst und entdeckst: Im Team geht alle schneller, jeder hat eine andere Fähigkeit – so wie im Film – und jeder kann etwas anderes und wenn wir zusammenhalten, dann schaffen wir das.“ Das sieht auch Schauspieler Ferdinand Seebacher, der den Fuchs Lorenz spricht, so und ergänzt: „Wenn wir zusammenhalten, dann sind wir einfach stärker.“
Sehen die Sprecherinnen und Sprecher Gemeinsamkeiten mit den Figuren, denen sie ihre Stimme leihen? „Da gibt’s sicher ein paar Punkte“, erzählt uns Tanja Raunig, die Hasenmädchen Emmi spricht, und ergänzt: „Sie [Emmi] ist mutig, sie ist auf der anderen Seite sehr empathisch, sie hört zu, sie steht aber auch auf und sagt so [wo es langgeht], und ich find grad bei uns Mädels ist es wichtig, wir dürfen und können alles und wir dürfen und sollen uns das auch zutrauen, damit wir uns alle entfalten können und das ist ganz, ganz wichtig.“
Ihr Kollege Markus Freistätter kann sich ebenfalls mit seiner Figur, dem Stadthasen Max, identifizieren: „Ich bin manchmal auch so ungeduldig, will einfach losstarten, und tendiere dann auch sehr gerne, so wie auch der Max, im Team zu fungieren und zu arbeiten, um das Ziel gemeinsam zu erreichen. Man muss ned alleine durchs Leben, des is fad.“
Findet sich auch Ferdinand Seebacher in seiner Figur, dem Fuchs Lorenz, wieder? „Ähm, jein“, erzählt er uns und ergänzt: „Der Lorenz ist so ein bisserl das Tschopperl [= eine hilflose, dümmliche Person] der Runde“. Aber: „Er isst gern und das kann ich sehr gut mit mir verbinden“, ergänzt der Schauspieler.
Eine österreichische Dialektfassung?
Ja, der Film wurde zusätzlich zur allgemeinen deutschsprachigen Fassung auch in einer österreichischen Dialektfassung produziert. Dabei wurden die allermeisten Stimmen durch österreichische Synchronsprecherinnen und Synchronsprechern, die in verschiedenen österreichischen Dialekten sprechen, ersetzt.
Die letzten Kinderfilme, die fast vollständig im österreichischen Dialekt synchronisiert wurden, waren 1995 „Ein Schweinchen namens Babe“ und 1998 dessen Fortsetzung „Schweinchen Babe in der großen Stadt“. Es gab aber auch immer wieder Filme, in denen einzelne Charaktere österreichische Stimmen erhalten haben, etwa „Shrek 2 – Der tollkühne Held kehrt zurück“ (2004), „Cars“ (2006) oder „Oben“ (2009). Und von „Arielle, die Meerjungfrau“ (1989) gab es gleich zwei österreichische Fassungen. 2020 und 2021 wurden zwei Folgen der Serie „Die Simpsons“ im österreichischen Dialekt synchronisiert, vom Film „Ted“ (2012) gibt es ebenfalls eine Dialektfassung.
Da hat uns natürlich interessiert, was für die Sprecher den Reiz, eine Filmfigur im Dialekt zu sprechen, ausmacht. „Ich liebe es im Dialekt, im Wiener Dialekt, das ist mein Heimatdialekt, zu sprechen“, sagt dazu Markus Freistätter und führt weiter aus: „Wir kennen das doch alle, wenn uns wer wirklich ärgert, […] wenn irgendwas schiefgegangen ist, dann ärgern wir uns und neigen dazu, sofort im Dialekt zu reden und es wird emotionaler.“ Und das sei auch bei der Arbeit an dem Film so gewesen, wie er uns erzählt: „Je mehr man im Dialekt spricht, spielt oder lebt, desto emotionaler finde ich es.“
Und wie war es für Tanja Raunig im Dialekt zu reden? „Des woar supa, ich hab’s so genossen[, denn] das ist so aus dem Bauch raus und so ist mir der Schnabel gwochsen“, erzählt sie uns, denn „man hat als Schauspielerin selten die Möglichkeit, im Dialekt zu reden“.
Harte Arbeit im Tonstudio
Wie schaut eigentlich die Arbeit in einem Tonstudio aus, wenn man einer Filmfigur die eigene Stimme leiht? „Die Arbeit im Tonstudio kann man sich sehr schweißtreibend vorstellen. Das ist eine Kabine, ein kleiner Raum […], es wird heiß, weil es natürlich luftdicht ist, damit keine Geräusche von außen reinkommen und wir Schauspieler neigen dazu, jetzt nicht nur zu stehen und zu sprechen, wir bewegen uns mit dem ganzen Körper und spielen diese Szenen, das heißt, es wird sehr körperbetont, schweißtreibend – und lustig.“ berichtet uns Markus Freistätter.
Wie fand Ferdinand Seebacher die Arbeit im Tonstudio? „Also in diesem Fall sehr lustig. Weil natürlich man bei einem Animationsfilm durchaus über die Stränge schlagen darf.“ erzählt er und ergänzt: „Es ist harte Arbeit, weil man ja sehr auf Punkt sein muss, dass es mit den animierten Lippen zusammenstimmt, dass das sehr gut zusammenpasst und auf die hundertstel Sekunde hinhaut. Es ist schon auch harte Arbeit, aber es macht in erster Linie Spaß.“
Markus Freistätter ist nicht nur Schauspieler, sondern unterrichtet auch Jugendliche im Schauspiel. Für Kids, die sich beim Einfühlen in die Texte schwertun, hat er einen Tipp: „Wenn du den Text noch nicht ganz so fühlst, sprichs amal so wia daham und dann is es schon ein bissl bei dir näher dran.“ Den Tipp kann man getrost auch fürs Schultheater oder für Referate anwenden.
* Da auch in den Interviews teilweise in der Mundart oder im Dialekt gesprochen wurde, geben wir hier das Gesagte möglichst originalgetreu im Dialekt wider, passend zum Film im österreichischen Dialekt.